Tipp Nr. 40
Idee, Hilfe, beobachten, loben
Beim Reiten habe ich eine Idee für eine Übung und mache dem Pferd einen Vorschlag dazu. Ich gebe also die feinstmögliche Hilfe, die es braucht, um diese Idee umzusetzen. Dann fange ich an, das Pferd ganz genau zu beobachten, wie es auf diese Hilfe reagiert. Ich muss aber sehr genau hinschauen! Vielleicht ist es ja nur ein Ohrenspiel, das mir sagt: „Ah, Du hast einen Vorschlag, lass mal hören.“ Dann kann ich die feine Hilfe noch einmal wiederholen. Immer gebe ich dem Pferd die Möglichkeit, zu verstehen.
Vielleicht kommt ja auch schon eine erste kleine Reaktion auf meine Idee und Hilfe, in Form einer ganz kleinen Bewegung in die richtige Richtung. Dann lobe ich sofort, auch wenn es noch nicht viel mit der Übung zu tun hat, die ich eigentlich möchte. Eine feine Hilfe sollte nie länger als eine Schrittlänge dauern. Lieber wiederhole ich die Hilfe noch einmal, wenn keine Reaktion erfolgte. Immer frage ich freundlich an. Eine Reaktion ist für mich aber schon, wenn ich merke, dass mein Pferd darüber nachdenkt, was ich von ihm möchte!
Es geht also darum, Deine Beobachtungsgabe zu schulen. Wenn Dein Pferd nämlich mit einer kleinen Bewegung in die richtige Richtung reagiert hat und Du lobst es nicht dafür, dann kann es passieren, dass es beim nächsten Mal nicht mehr so schnell reagiert, weil es verunsichert ist. Es weiß nicht, ob es reagieren soll. So arbeitest Du Dich in kleinsten Schritten an ein Übung heran. Mach immer nur Vorschläge und gib Deinem Pferd Zeit, selber zu schauen, wie es Deinen Vorschlag am besten umsetzt. So lernt Dein Pferd mitzudenken, sich auszuprobieren. Vielleicht gestattest Du ihm ja auch, einen Fehler zu machen, um dann die Aufgabe einfach noch einmal zu stellen. Dann bekommst Du ein sehr eifriges Pferd, was Spaß daran hat, Lösungen für Aufgaben zu finden. Nimm Dich selber ein bisschen zurück und erzwinge nichts. Press Dein Pferd nicht in eine Form, sondern lass es die Form selber finden. Dann könnt Ihr Euch gemeinsam über den Erfolg freuen.
Ich vergleiche Reiten gerne damit, dass ich einem Kind eine Matheaufgabe stelle. Da sitze ich daneben und gebe auch nur eine kleine Hilfestellung, wenn ich merke, dass Kind findet die Lösung nicht. Im Vergleich zum Reiten nehmen die meisten dem Kind einfach den Stift aus der Hand, weil es ihnen zu lange dauert, bis das Kind (Pferd) die Lösung gefunden hat, und schreiben die Lösung einfach hin. Erledigt. Leider hat das Kind da nichts von. Weder lernt es etwas, noch hat es Erfolg noch entwickelt es Freude an der Lösung von Aufgaben. Es findet sich damit ab, dass ihm alles abgenommen wird. Den Pferden geht es da genauso. Irgendwann machen sie einfach nur noch gehorsam, was von ihnen verlangt wird, ohne selber zu denken, ohne aktive freudige Mitarbeit.
Gib Deinem Pferd Zeit, die Lösung zu finden. Gib ihm eventuell eine kleine Hilfestellung, hab Geduld und freu Dich überschwänglich mit ihm, wenn es die Aufgabe geschafft hat. Du wirst merken wie sehr sich auch Dein Pferd darüber freut und schon gespannt auf die nächste Aufgabe wartet. Probiere aus, wie fein Dein Pferd ist und wie gut Du im Beobachten bist.
Viel Spaß!