Tipp Nr. 13
Zeit
Zeit ist ein sehr wichtiger Faktor beim reiten und überhaupt im Umgang mit Pferden. Die Krise bringt es mit sich, dass die meisten von uns davon gerade mehr als sonst haben. Ein schöner Zeitpunkt über das Thema Zeit nachzudenken.
Wir nehmen uns ca. eine Stunde Zeit zum reiten. Aber wie sieht diese Stunde genau aus? Viele hetzen von einer Lektion zur nächsten, geben übereilte Hilfen und das Pferd soll im schnellen Schritt, flotten Trab oder mit gigantischen Galoppsprüngen durch die Halle fegen. Oft wird den Pferden nicht die Zeit gegeben, die Hilfe zu verstehen oder umzusetzen, da wird schon verstärkt oder nachgetrieben.
Mein Tipp für heute: Nimm Dir Zeit!
Es geht wieder darum, Dich selbst zu beobachten. Fang beim putzen an. Wieviel Zeit nimmst Du Dir dafür? Fegst Du nur schnell drüber oder darf es auch mal ein Wellnessprogramm für Dein Pferd werden? Wie eilig habt Ihr es zum Reitplatz zu kommen, Du und Dein Pferd? Gibst Du Deinem Pferd Zeit, sich einzulaufen oder verlangst Du von Anfang an ein flottes Tempo? Das muss ja nicht gleich heißen, dass getrödelt werden soll und dass das Pferd auf der Vorhand daherlatschen darf. Überprüfe mal, wieviel Zeit Du Deinem Pferd gibst, eine Hilfe umzusetzen, bevor Du sie ein zweites Mal gibst. Nur mal beobachten. Es soll darum gehen, dass Du Dir bewusst machst, was Du tust. Wenn ich z. B. meinen Schülern sage, dass sie in einer Volte alle Zeit der Welt haben, entspannen sie sich, denken nach und fühlen hin, anstatt durch die Volte zu hetzen und die Kurve zu kratzen und das Pferd aus dem Gleichgewicht zu bringen.
Ich sage gerne: Nimm Dir Zeit für die Galopphilfe. Dass heißt nicht, dass erstmal weitere 3 Runden getrabt wird, sondern dass Du die Hilfe an dem Punkt, an dem Du angaloppieren willst, sozusagen in Zeitlupe gibst und nicht Dein Pferd damit überfällst, dass es zusammenzuckt oder gar explodiert und erstmal einen Bocksprung macht.
Auch für die gesamte Ausbildung des Pferdes nehme ich mir ganz viel Zeit. Niemand kann mir sagen, wie lange es dauert ein Pferd auszubilden – außer mein Pferd! Wenn ich mir auch da Zeit lasse, viel wiederhole, immer wieder beobachte, über keine Probleme, die auftauchen hinwegreite (und da tauchen viele während der Ausbildung auf), dann bekomme ich von den Pferden alles am Ende geschenkt. Und was macht es denn, wenn es ein Jahr länger dauert, es dafür aber allen Spaß macht?
Lass Dir doch heute mal Zeit fürs putzen, reiten, Hilfen geben, beobachten.
Viel Spaß!